Portrait von Benjamin Heidersberger vor dem Kraftwerk des Wolfsburger Volkswagenwerks

Brücken zwischen Generationen Benjamin Heidersberger im Interview

Wissenswertes

Das fotografische Gedächtnis Wolfsburgs Heinrich Heidersbergers Vermächtnis

Wenn Benjamin Heidersberger heute durch Wolfsburg geht, begegnen ihm die Spuren seines Vaters an vielen Orten. Besonders präsent sind sie, wenn sein Blick auf das Kraftwerk fällt – jenes prägnante Bauwerk, das Heinrich Heidersberger 1971 in seiner ikonischen Fotografie festgehalten hat. Dieses Bild ist längst mehr als nur eine beeindruckende Aufnahme: Es ist ein Symbol unserer Stadt geworden. „Heute ist es der Fluchtpunkt des Zusammenwirkens von Bevölkerung, Werk und Stadt“, so definiert es Benjamin Heidersberger.

1971 entstand die ikonische Fotografie des Kraftwerks, das Meisterwerk Heinrich Heidersbergers. Die Position, von der aus Heidersberger damals fotografiert hat, ist heute in der Autostadt mit einer Rahmeninstallation markiert.

Heinrich Heidersberger kam 1961 auf Einladung der Stadt nach Wolfsburg, wo er mit anderen Künstlerinnen und Künstlern Atelierräume im Schloss Wolfsburg bezog. Mit seinen ikonischen Fotografien wurde er zum Chronisten der Stadt und dokumentierte den Wandel Wolfsburgs zur Zeit des Wirtschaftswunders – eine Ära, die viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt noch selbst erlebt haben. In seinen Fotografien lebt diese Vergangenheit weiter: die belebten Straßen, das Wachstum des Volkswagenwerks und die architektonische Entwicklung dieser jungen Stadt.

Schwarz-Weiss-Aufnahme von Heinrich Heidersberger eines Gueterzuges, beladen mit VW-Kaefern und dem Schloss Wolfsburg im Hintergrund
Schwarz-Weiss-Aufnahme des Wolfsburger Rathauses 1962 von Heinrich Heidersberger
Schwarz-Weiss-Aufnahme von Heinrich Heidersberger im Alvar-Aalto-Kulturhaus Wolfsburg 1962
Schwarz-Weiss-Aufnahme des VW-Bads in Wolfsburg 1961 mit Blick vom Sprungturm von Heinrich Heidersberger

Doch es hätte auch anders kommen können. In den 90er-Jahren plante der über 90-jährige Heinrich Heidersberger, sein Werk zu verkaufen – sowohl aus Sorge um die Zukunft seines fotografischen Erbes als auch um seine finanzielle Sicherheit. „Er hatte sogar schon einen Käufer gefunden, wodurch aber sein Werk Wolfsburg und die Familie verlassen hätte“, erinnert sich Benjamin Heidersberger. Das konnte und wollte er nicht zulassen und traf damals eine Entscheidung. „Ich sagte zu meinem Vater: Mach das nicht. Ich kaufe es!“ Über zehn Jahre zahlte er den Kaufpreis ab – ein entscheidender Schritt, um das Vermächtnis seines Vaters in Wolfsburg zu bewahren.

Vergangenheit bewahren Zukunft gestalten

Mit dem Kauf sorgte Benjamin Heidersberger dafür, dass das Werk seines Vaters in Wolfsburg bleiben konnte.

„Die Bedeutung der Fotografien für Wolfsburg kann kaum hoch genug eingeschätzt werden“, betont Benjamin Heidersberger. „Wolfsburg besinnt sich mehr darauf, was es ist, und dabei spielen diese Werke eine zentrale Rolle. Viele Wolfsburger sehen in den Fotos auch ihre eigene Geschichte. Sie erinnern sich daran, wie es früher war, wie die Stadt gewachsen ist“, erklärt Heidersberger. „Diese Stadt ist auch mein Ausgangspunkt und ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass Wolfsburg weiterhin eine starke kulturelle Identität entwickelt.“

Das Institut Heidersberger

2002 gründete Benjamin Heidersberger gemeinsam mit Bernd Rodrian das Institut Heidersberger, das seinen Sitz in den ehemaligen Atelierräumen des Künstlers im Schloss Wolfsburg hat. 

 

Obwohl Heinrich Heidersberger vor allem für seine Architekturfotografie bekannt ist, umfasst sein Werk weit mehr als das. „Es gibt die Rhythmogramme, die er mit einer selbst konstruierten raumfüllenden Maschine erzeugte, außerdem Makro- und Mikrofotografie und erstaunliche Porträts“, erklärt sein Sohn. Das Archiv umfasst rund 130.000 Bilder – eine riesige Sammlung, die noch immer nicht vollständig erschlossen ist. „Wir kratzen immer noch an der Oberfläche“, sagt Benjamin Heidersberger. „Es gibt noch so viel zu entdecken und aufzuarbeiten.“

Doch das Institut Heidersberger hat nicht nur die Archivierung als Ziel, sondern auch die Schaffung eines kreativen Raums für neue künstlerische Projekte und die Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte.

Für künftige Generationen bewahren Das Erbe Heidersbergers und seine Zukunft

Das Institut Heidersberger ist nicht nur ein Archiv der Vergangenheit, sondern auch eine Inspirationsquelle für die Zukunft – ein Ort, der Geschichte lebendig hält und Wolfsburgs Entwicklung mit seinen Bildern begleitet. Doch Wolfsburg verändert sich stetig und auch das Erbe muss sich weiterentwickeln. Benjamin Heidersberger ist sich bewusst, dass seine Aufgabe nicht ewig dauern wird.

„Ich bin jetzt 67 und irgendwann muss es eine Institution geben, die das Werk dauerhaft bewahrt.“ Eine Stiftung wäre sein Wunsch, doch die wirtschaftlichen Herausforderungen sind groß. Trotzdem ist er entschlossen, eine Lösung zu finden. „Dieses Werk gehört zu Wolfsburg – und es muss für künftige Generationen erhalten bleiben.“

Die Arbeit des Instituts zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verbinden. Unser Dank gilt allen Beteiligten, die mit Leidenschaft und Weitblick dieses wertvolle Archiv für Wolfsburg erhalten.

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Die Übersichtskarte zeigt Orte, an denen in Wolfsburg Werke von Heinrich Heidersberger zu sehen sind. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Instituts Heidersberger. 

Portäts von Benjamin Heidersberger: Janina Snatzke

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