Klimaschutz und Dekarbonisierung

Strategie und Programm zur CO2-Reduzierung

GRI 3-3, 201-2

 

In Deutschland tragen Immobilien zu rund einem Drittel der gesamten CO2-Emissionen bei. Dabei stammen 14 % aus den direkten Emissionen im Gebäudebereich. Daher steht die Immobilienbranche besonders im Fokus der Klimapolitik auf Bundes- und Europaebene. Im Rahmen ihres Klimaschutzprogramms hat die Bundesregierung für den Gebäudesektor ein Einsparziel für den Endenergieverbrauch von 36 % gegenüber 2018 bis zum Jahr 2030 aufgestellt. Im Rahmen des „Green Deals“ hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen von Gebäuden um 60 %, ihren Energieverbrauch für Strom um 14 % und ihren Energieverbrauch für Heizung und Kühlung um 18 % zu senken.

 

Mit unserer Klimastrategie wollen wir unsere Unternehmensaktivitäten gemäß dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung gestalten. Unsere Strategie baut auf drei Säulen auf: transparente Energie- bzw. CO2-Bilanzierung, Optimierung des Gebäudebestands sowie erforderliche Finanzierungsinstrumente. Diese drei Säulen sollen als Ausgangspunkt für die Festlegung von Klimapfaden für die Geschäftsbereiche Wohnen und Gewerbe bei Volkswagen Immobilien dienen.

 

Die Entwicklung von Klimapfaden ist Teil unserer Nachhaltigkeits-Roadmap. Im Berichtsjahr 2022 wurden Klimapfade für Wohnen und Gewerbe, basierend auf dem CRREM-Tool (Carbon Risk Real Estate Monitor), definiert. Im Bereich Wohnen wurde ebenfalls im Berichtsjahr ein interdisziplinär besetztes Team etabliert, das derzeit Maßnahmen zur Zielerreichung diskutiert, erprobt und definiert. Ein analoges Vorgehen ist im ersten Halbjahr 2023 für den Bereich Gewerbe geplant.

 

Anknüpfend an die erste Säule der Klimastrategie – Energie-/CO2-Bilanzierung – streben wir die Senkung der CO2-Intensität unserer Neu- und Bestandsbauten im Wohn- und Gewerbebereich an. Es ist unser erklärtes Ziel, bis 2025 die CO2-Emissionen gegenüber 2015 um mindestens 35 %, gemessen an der Intensität, zu reduzieren – und das über den gesamten Lebenszyklus. Bei der Priorisierung der Maßnahmen orientieren wir uns an den drei hierarchisch ausgerichteten Bausteinen des Dekarbonisierungsprogramms des Volkswagen Konzerns: Reduktion, Transformation und Kompensation.

Reduktion: effektive und nachhaltige CO2-Reduktion

Mit BLUE BUILDING haben wir 2019 einen eigenen auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichteten Standard für den Neubau von Wohn- und Gewerbeimmobilien etabliert. Diesen haben wir im Berichtsjahr, wie bereits angekündigt, nochmals überarbeitet. BLUE BUILDING 2022 schreibt nun den Energieeffizienzstandard EG40EE mit einem um 35 % reduzierten Primärenergiebedarf gegenüber dem gesetzlichen Standard vor. Zudem wurden weitere wichtige Aspekte verankert, wie Vorgaben zur Erfüllung der EU-Taxonomie-Verordnung, zur Nutzung erneuerbarer Energien in der Wärme- und Stromversorgung sowie zur stärkeren Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft und Biodiversität.

 

BLUE BUILDING geht mit seinen Vorgaben zur energetischen Modernisierung, Materialeffizienz und Wärmeversorgung weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus, ist wissenschaftlich fundiert, praktisch erprobt und folgt der Systematik anerkannter Immobilienzertifizierungssysteme. Über die Gestaltung der Mietverträge fördern wir mit BLUE LEASE einen ressourcenschonenden Betrieb der Immobilie. Durch BLUE FINANCE sichern wir die Finanzierung eines klimafreundlichen Immobilienportfolios ab. Auch unsere eigenen betrieblichen Prozesse (Logistik, Fuhrpark, Dienstreisen) sind klimaschonend ausgerichtet.

 

Transformation: Wechsel zu erneuerbaren Energien

Wir decken bereits seit Jahren unseren Bedarf an Allgemeinstrom und Mieterstrom bei von Volkswagen genutzten Immobilien komplett durch den von der VW Kraftwerk GmbH bereitgestellten Volkswagen Naturstrom®.

 

Der Einsatz von Photovoltaikanlagen ist mittlerweile fester Bestandteil des BLUE-BUILDING-Standards. Im Gewerbebereich haben wir bereits Pachtmodelle zur Eigenstromversorgung unserer Gewerbekunden mithilfe von Photovoltaik implementiert, beispielsweise für Brose Sitech in Emden mit einer Leistung von 330 kWp sowie für die Porsche Niederlassung Stuttgart (90 kWp). 2023 ist die Inbetriebnahme einer weiteren Anlage auf dem neuen Volkswagen Autohaus Hannover-Süd geplant.

 

Im Wohnbereich wird bei den Hochbauvorhaben in den Steimker Gärten weiter an der Installation eines Batteriespeichers mit 2 MWh Leistung gearbeitet, die 2023 abgeschlossen werden soll. Der Speicher soll dazu dienen, kostenintensive und netzbelastende Energieverbrauchsspitzen abzufedern. Zudem ist im Rahmen des Projektes die Errichtung einer PV-Anlage geplant.

 

Unser Portfolio machen wir im Rahmen unseres Gesamtkonzeptes „Ladeinfrastruktur“ mit Infrastrukturlösungen anschlussfähig, die ebenfalls auf Volkswagen Naturstrom® basieren. Im Bereich Wohnen verfügten wir zum Jahresende 2022 bereits über rund 70 Ladepunkte in verschiedenen Stadtteilen auf den Parkplätzen neben den Wohngebäuden. Für das Jahr 2023 planen wir die Erhöhung der Anzahl der Ladepunkte auf insgesamt 100.

 

Im gewerblichen Bereich ist die Existenz entsprechender Verkehrsinfrastrukturpunkte Teil der Standortauswahl. Aktuell stellt Volkswagen Immobilien an seinen Gewerbestandorten 146 Ladepunkte zur Verfügung. 70 Ladepunkte befinden sich allein im Bürozentrum Nord. Dort sind auch vier Ultraschnellladestationen (High Power Charger – HPC) nutzbar, die vom Joint Venture Ionity installiert wurden, an dem der Volkswagen Konzern neben anderen Automobilherstellern beteiligt ist. 46 Ladepunkte sind von Volkswagen Immobilien allein im Jahr 2022 errichtet und in Betrieb genommen worden. Zwölf weitere Ladepunkte befinden sich aktuell in Planung bzw. Umsetzung.

 

Kompensation: Ausgleich der verbleibenden Emissionen

Durch die Aufstellung eines Baumkatasters unserer Grundstücke haben wir Transparenz und die Voraussetzung für Kompensationsmaßnahmen im Grünflächenmanagement geschaffen. Parallel fördern wir Renaturierungs- und Biodiversitätsmaßnahmen (Kapitel Biodiversität).

Lebenszyklusanalyse – Ökobilanzierung für Gebäude

GRI 3-3, 301-1

 

Die Immobilienwirtschaft steht in der Verantwortung, Gebäudekonzepte ressourcenschonend und vorausschauend zu entwickeln, um die Umweltauswirkungen von Gebäuden zu minimieren. Dafür ist es notwendig, sich einen ganzheitlichen Überblick über die Umweltauswirkungen unserer Immobilien zu verschaffen. Dieses Ziel verfolgen wir mit der Ökobilanzierung unserer Bauvorhaben, einer materialeffizienten Gebäudestruktur sowie der Optimierung der End-of-Life-Phase unserer Gebäude.

 

Durch eine projektbezogene, den DGNB-Anforderungen entsprechende Ökobilanz bewerten, optimieren und dokumentieren wir die Materialinanspruchnahme von Bauvorhaben und die Umweltauswirkungen unserer Immobilien. In zwei Ökobilanzstudien für unseren Wohn- und Bürobestand haben wir bereits die wesentlichen CO2-Treiber aus dem Gebäudebetrieb und der Gebäudekonstruktion analysiert und Maßnahmen geprüft, mit denen wir zukünftige Neubauprojekte bereits in der Konzeptionsphase optimieren können. Auch aus unseren Neubauvorhaben, wie dem Autohaus Audi Trudering in München oder dem neuen Bürogebäude von Škoda in Mladá Boleslav, konnten wir wertvolle Erfahrungswerte für die Entwicklung eines entsprechenden Tools für die Ermittlung des Carbon-Footprints gewinnen.

 

Grundsätzlich legen wir großen Wert auf eine materialeffiziente Gebäudestruktur sowie eine hohe Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Nutzungsbedingungen unserer Immobilien. So richten wir schon in der frühen Planungsphase bei der Konstruktion den Fokus auf trennbare, recyclingfähige Lösungen. Im Bereich Wohnen setzen wir bereits in bestimmten Projekten Produkte aus recycelten Materialien ein, wie z. B. Pflastersteine in den Steimker Gärten. Darüber hinaus kommen Produkte mit einer längeren Lebensdauer im Vergleich zu anderen Materialien zum Einsatz, wie etwa Mineralwolle für die Dämmung von Gebäuden. Im Bereich Denkmalschutz werden teilweise die historischen Materialien wiederverwendet.

 

Parallel gewinnt die Optimierung der End-of-Life-Phase im Lebenszyklus von Gebäuden für Volkswagen Immobilien stetig an Bedeutung. Bei den Gewerbeneubauten schafft Volkswagen Immobilien mithilfe der Ökobilanz, der Bauproduktdeklaration und der Analyse der Rückbaubarkeit eine solide Datenbasis, um die verbauten Stoffmengen erfassen und diese am Ende des Lebenszyklus in den Stoffkreislauf zurückführen zu können. Insbesondere der ökologisch und sozial verantwortungsvolle Abbau von Rohstoffen spielt dabei eine große Rolle. Daher setzen wir für unsere Konstruktionen mit Holz ausschließlich FSC- oder PEFC-zertifizierte Materialien und für Konstruktionen mit Naturstein CE-gekennzeichnete Produkte ein.

 

Darüber hinaus sind mit dem BLUE-BUILDING-2022-Standard und einer DGNB-Zertifizierung klare Vorgaben für Rückbau und Recyclingfähigkeit verbunden. Dazu gehören eine abfallarme Baustellenführung, die sortenreine Trennung und Dokumentation der Abfälle sowie die Umnutzungsfähigkeit von Gewerbeneubauten. In diesem Rahmen werden mindestens 70 % der anfallenden Bau- und Abbruchabfälle (bezogen auf die Masse) für eine Wiederverwendung, Recycling oder stoffliche Verwertung einschließlich Auffüllarbeiten aufbereitet. Für das Jahr 2023 erwarten wir auf gesetzlicher Grundlage nach einem Entwurf der DGNB die Einführung des sogenannten Gebäuderessourcenpasses. Bereits jetzt erstellen wir entsprechend unserem BLUE-BUILDING-Standard für jedes Neubauprojekt einen Bauteilkatalog mit Informationen zu den verwendeten Bauprodukten, Baumassen und dem End-of-Life-Szenario, der zukünftig als Basis für einen Gebäuderessourcenpass dienen kann.